„My home is my castle“? – da sind die Anhänger der Tiny-House-Bewegung ganz anderer Meinung. Die Gegenbewegung zur Wohnraumaximierung heißt „Downsizing“. Dabei ist das sogenannte Tiny Home (Mini- oder Singlehaus) längst nicht mehr nur ein Trend, sondern es ist zum Ausdruck eines Lebensgefühls geworden. Das Ganze hat jedoch nichts mit Puppenstubenromantik zu tun. Denn Minihäuser bieten alle Annehmlichkeiten eines regulären Hauses mit Schlafzimmer, Küche, Bad und Wohnzimmer. Allerdings ist der Maßstab sehr viel kleiner und liegt bei einer Nutzfläche von bis zu 50 Quadratmetern.

Lieber ein Minihaus als gar kein Haus

Der Wunsch nach Vereinfachung („simplify your life“), Überschaubarkeit und einem Leben ohne Überfluss, Ressourcen-Verschwendung und Umweltbelastung spielt bei vielen Minihaus-Anhängern eine wichtige Rolle. Zu diesem Konzept gehört die Einschränkung von Wohnraum und Besitz. Aber man möchte trotzdem nicht auf den Traum von einem unabhängigen Leben im eigenen Häuschen verzichten. Dieser Wunsch ist durchaus nachvollziehbar angesichts des Budgets von privaten Haushalten in Deutschland. Dieses liegt im Bezug auf Wohnen, Energie und Wohninstandhaltung aktuell bei über 36 Prozent.

Tatsächlich bieten die Miniaturhäuschen viele Vorteile: Sie benötigen nur wenig Platz (kleinere Grundstücke) und die Investitionskosten sind überschaubar. So muss man sich für die Finanzierung eines Tiny Home nicht lebenslang verschulden. Denn das für einen Kredit erforderliche Eigenkapital ist deutlich geringer als bei einem regulären Haus. Auf diese Weise können sich auch Studenten, Berufsanfänger, Alleinerziehende oder junge Paare eine eigene Immobilie kaufen.

Zudem ermöglicht ein Minihaus umweltbewussten Bauherren ein nachhaltiges, ressourcenschonendes und auf Wunsch sogar energieautarkes Wohnen (durch Solarpaneele, Regenwasser-Auffanganlagen und Bio-Toiletten). Auf Rädern montiert, sind die Tiny Houses außerdem flexibel und mobil. Allerdings ist der Wohnraum bei diesen Modellen äußerst beschränkt, denn die Häuschen auf Rädern unterliegen hierzulande dem Straßenverkehrsrecht.

Der Tiny House-Markt in Deutschland

Die Tiny House Bewegung entstand in den USA im Zuge der Finanz- und Immobilienkreise. Diese kostete viele Amerikaner ihr hoch verschuldetes Eigenheim. Von dort verbreitete sie sich angesichts wachsender Metropolen und immer knapper werdender Lebensräume zu einem weltweiten Phänomen. Die Auswahl an Modellen ist riesig und reicht vom süßen Minihaus auf Rädern über postmoderne Cubig Modelle bis hin zu Modulhäusern nach dem Baukastenprinzip. Je nach Anbieter, Ausstattung und Eigenleitung variiert der Preis für ein bezugsfertiges Objekt zwischen 27.000 und 80.000 Euro. In Deutschland sind jedoch, anders als im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die bau,- wohn- und verkehrsrechtlichen Hürden ungleich höher. So fällt ein Tiny House in Deutschland unter das Baurecht und darf ausschließlich auf einem erschlossenen Grundstück bewohnt werden.